Körper und Kammeradschaft in Bestform

Vereinsporträt im Rümlanger vom 14. April 2022

Der 1907 gegründete TV Rümlang bietet seiner rund 300 Mitglieder zählenden Turnfamilie ein breit gefächertes Angebot von Freizeit bis Leistungssport. Neben Wettkämpfen haben gesellige Anlässe ihren festen Platz.

Fröhlich stürmen Mädchen und Jungen aus der Sporthalle Heuel hinaus an die Frühlingsluft: Die Riege «Jugend klein» für Kinder von der ersten bis zur dritten Klasse startet an diesem milden Dienstagabend mit ihren Leiterinnen zu einem lockeren Lauf. «Im Breitensport des TV Rümlang stehen polysportive Aktivitäten aus den Sportarten Leichtathletik, Geräteturnen, Gymnastik und verschiedene Spielsportarten im Vordergrund», erklärt Jugendhauptleiterin Seraina Klaus. «So werden insbesondere koordinative und konditionelle Fähigkeiten entwickelt, gefördert und geschult. » Im Leistungssport hingegen ist spezifisches Training angesagt. In der Halle ist ein Drittel für die Kunstturner abgetrennt, während die einen konzentriert Schwünge und Drehungen an den Ringen üben, studieren die anderen eine Bodenübung auf der Mattenbahn ein. Nach dem bereits absolvierten Büli- Cup stehe am 23./24. April der Zürcher Nachwuchswettkampf Kunstturnen Männer in Freienstein an, erzählt der verantwortliche Leiter Manuel Bernegger. Derweil haben sich die Knaben den roten Trainer übergezogen und für ein Gruppenfoto in akrobatischen Posen arrangiert. Der Jüngste der Truppe ist viereinhalb. «Spätestens im Alter von acht, neun Jahren werden deutliche Unterschiede sichtbar, wenn sich die Talentiertesten für das regionale Leistungszentrum qualifizieren», sagt Bernegger.

 

Trainiert wird (meist) gemeinsam

Gegründet wurde der TV Rümlang 1907. «Damals war es ein reiner Männerverein», weiss Präsidentin Devi Govalam. Auf ihrem Smartphone zeigt sie historische Aufnahmen von strammen Turnern an Pferd und Barren in Wettkampftenue vor dem Schulhaus Worbiger, in dessen Turnhalle heute noch einige Riegen trainieren. Um dem Nachwuchsproblem zu begegnen, habe sich der Verein später mit der 1952 gegründeten Damenriege zusammengeschlossen, seit 2010 werden fast in allen Riegen Jungen und Mädchen gemeinsam trainiert. «Das Kunstturnen ist bislang nur den Knaben zugänglich, denn dort sind die Verbände getrennt. Uns fehlt das Knowhow für das Frauentraining, wozu es teilweise auch andere Geräte braucht», erklärt Oberturner Tim Altorfer. Knapp 300 Mitgliedern bietet der TV Rümlang heute ein sportliches Zuhause, davon machen Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre rund die Hälfte aus. Für sie reicht das breite Angebot vom ELKI (Eltern-Kind-Turnen) und Kinderturnen bis zu altersabgestuften Jugendriegen. Der Verein lädt an ausgewählten Terminen ab Mitte Mai zu Schnuppertrainings ein. «Dieses Angebot wird intensiv genutzt», bestätigt Seraina Klaus. Beim Geräteturnen gebe es zudem einen spielerischen Test, da die Kinder gewisse körperliche Grundlagen mitbringen müssten.

 

Quereinsteiger sind willkommen

Als feste Grösse im Dorf erfreut sich der Turnverein regen Zulaufs. Zwar verliere man Mitglieder insbesondere im Teenageralter an «coolere» Sportarten wie Handball, Fussball oder Unihockey, bedauert Altorfer. Doch gebe es regelmässig auch Quereinsteiger von Ballsportvereinen. «Turnen bringt so viel für das Körpergefühl, nirgendwo anders wird es so grundlegend trainiert.» Während der Mädchenanteil im Jugendbereich bei etwa 75 Prozent liege, sei das Geschlechterverhältnis bei den rund 60 Aktivenzwischen 14 und 35Jahren sowie den Turnenden Ü35 hingegen ausgeglichen. Als Untervereine mit eigenem Vorstand bestehen Männerturnverein und Frauenriege mit Bewegungsangeboten für Junggebliebene. «Unter den Mitgliedern sind Urgesteine wie Meta Friedli»,weiss Devi Govalam. «Mit bald 90 Jahren ist sie noch topfit.»

 

Vorfreude auf das Jahresprogramm

Nach den Einschränkungen der zwei Coronajahre können nun nahezu alle Anlässe wieder regulär durchgeführt werden. «Bei den Kunstturnern fanden zwar vereinzelt Wettbewerbe statt, jedoch als Liveübertragung ohne Publikum», sagt Devi Govalam. Die Jugendriegen bereiten sich derzeit auf den Kantonalen Jugendsporttag am 14./15. Mai in Hittnau vor, um sich in Gruppen- und Einzelwettkämpfen zu messen. Die Aktiven treten am 25./26. Juni am Glarner-Bündner Kantonalturnfest zum Mannschaftswettkampf in diversen Disziplinen an – der Trainingsplan ist durchgetaktet, an diesem Abend sind Barren und Team-Aerobic dran. Am vergangenen Sonntag organisierte der TV Rümlang den jährlichen Orientierungslauf und Fuchsjagd zum 50. Mal, mit 110 Teams aus Vereinen der ganzen Region. Kameradschaft und Geselligkeit prägen das Vereinsleben: Zu den Höhepunkten gehöre die Jugendreise im September, die letztes Jahr in den Seilpark Kloten führte. Das gemeinsame Grillieren vor den Sommerferien sei für die gesamte Turnfamilie ein Fest, berichtet Seraina Klaus. Das wegen Corona zweimal verschobene Chränzli hingegen findet erst im Januar 2023 statt – ein Anlass für die ganze Gemeinde, an dem sich alle Riegen mit einer eigens einstudierten Aufführung präsentieren. Der Verein sei für die Zukunft gut aufgestellt, sind sich die Vorstandsmitglieder einig. Auch die Ausbildung des Leiternachwuchses ab 14 Jahren sei ein grosser Erfolg. Als Engpass für das weitere Vereinswachstum erweise sich die knappe Infrastruktur. «Schön wäre es, wenn alle, die möchten, einen Platz bei uns finden könnten und es keine Wartelisten in einzelnen Riegen mehr bräuchte», bestätigt Präsidentin Devi Govalam. «Wir hoffen, dieses wichtige Thema im Gespräch mit der Gemeinde bald erfolgreich voranbringen zu können.»

 

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